„Aktionäre“ in Berlin Neukölln

Jung, bunt und immer viel los – so lässt sich die Karl-Marx-Straße in Berlin Neukölln in wenigen Worten beschreiben. Die wichtigste Geschäftsstraße des Stadtteils ist Großstadt pur: Im vielfältigen geschäftlichen und kulturellen Treiben sind zeitweise mehr Menschen unterwegs als zu Stoßzeiten in den großen bekannten Einkaufsstraßen in Berlin Mitte. Mit dem integrierten städtebaulichen Entwicklungsprozess [Aktion! Karl-Marx-Straße] gibt die BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH der Dynamik nun eine Richtung: aus dem bisherigen „Nebeneinander her“ wird ein „Gemeinsam voran“. Lokale Aktionen werden gebündelt und mit gezielten Maßnahmen der Stadterneuerung verbunden. Aus Akteuren werden auf diese Weise „Aktionäre“, die am gemeinsamen Erfolg der Geschäftsstraße teilhaben.

Historisch gewachsene Vielfalt
Die Karl-Marx-Straße liegt im Zentrum des Bezirks Neukölln im Einzugsgebiet von 300.000 Menschen. Sie ist mit U-und S-Bahn optimal an den öffentlichen Personennahverkehr der Hauptstadt angebunden. Repräsentative öffentliche Gebäude wie das Rathaus, das Amtsgericht und die ehemalige kaiserliche Post bestimmen zusammen mit der gründerzeitlichen Bebauung das Stadtbild. Das Geschäftszentrum wird vielfältig durch Einzelhandel, Kunst, Kultur, Dienstleistungen und Wohnen genutzt und besitzt durch seine Kultureinrichtungen wie den Saalbau Neukölln mit dem Theater Heimathafen und der Neuköllner Oper eine berlinweit ausstrahlende Anziehungskraft.

Strukturwandel des Einzelhandels und Sozialstrukturen hinterlassen Spuren
Trotz aller Vielfalt und Betriebsamkeit fällt auf: Zahlreiche Flächen, auch in scheinbar bester Lage, stehen leer. Viele Läden werden eröffnet und bald wieder geschlossen. Das Angebot wirkt in Teilen mit Billig-Läden, Vergnügungsstätten und Spielhallen einseitig und unvollständig. Fußgänger drängeln sich auf dem engen Bürgersteig aneinander vorbei, Radfahrer leben im dichten Autoverkehr der Karl-Marx-Straße gefährlich. Besorgungen lassen sich zwar auf kurzen Wegen erledigen, zum Flanieren und längeren Verweilen lädt die Straße aber nicht ein.

Interessen bündeln, Vielfalt stärken, Platz schaffen
Der Bezirk Neukölln beauftragte 2009 die BSG mit der konzeptionellen Vorbereitung und Durchführung eines integrierten Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsprozesses. Die Ziele: Erneuerung und Verbesserung des öffentlichen Raums der Karl-Marx-Straße, Netzwerkbildung zwischen den beteiligten und betroffenen Akteuren und die Stärkung zentraler Funktionen wie Einzelhandel, Dienstleistung, Kultur und Kunst. Der Berliner Senat wählte das Gebiet für eine Förderung im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aus.

Imagetransformation durch aktive Öffentlichkeitsarbeit
Die BSG setzt nun das Programm in drei Handlungsfeldern um: Sie bündelt die Interessen durch den Aufbau eines Netzwerks aus Eigentümern, Händlern, Dienstleistern, Kulturschaffenden, Künstlern und Bewohnern. Sie stärkt die Vielfalt durch Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie schafft Platz durch den Umbau, die Erneuerung und Aufwertung der öffentlichen Räume. Maßnahmen des Citymanagements und der Öffentlichkeitsarbeit treiben den Imagewandel vom Problemstadtteil zum lebenswerten urbanen Wohn- und Arbeitsort zusätzlich voran.